Aufschnittmesser
Brötchen halbieren, Butter streichen und Käse schneiden; Mit einem Aufschnittmesser geht all das.
Damaszenerstahl erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die besonderen Eigenschaften des Materials und die schöne Optik machen es zu einem begehrten Rohstoff für Messer und Schmuck.
Gerade die Kombination von Härte und Flexibilität machen es zu einem der besten Stoffe, aus dem Klingen hergestellt werden können. Welche Eigenschaften es außerdem auszeichnen und wie Du den Unterschied zwischen einem schlechten und einem guten Damastmesser erkennst – darum soll es in diesem Beitrag gehen.
Der genau Ursprung lässt sich heute nicht mehr bestimmen. Vermutlich entwickelten mehrere Schmieden unabhängig voneinander ein ähnliches Produktionsverfahren.
Historisch wird das Epizentrum im indischen Raum festgemacht. Die wachsende Verbreitung des Damaststahls verlief dann vom arabischen Raum aus. Die Bezeichnung ‚‚Damaszenerstahl“ wurde vom Namen der Stadt ‚‚Damaskus“ abgeleitet. Trotzdem ist diese Stadt nicht Urquell des Materials, sondern war lange Zeit der größte Handelsplatz dafür.
Ein sehr spannender Aspekt der Geschichte des Damaszenerstahls ist, dass er in Indonesien vermutlich aus Eisen hergestellt wurde, das in Form von Meteoriten auf die Erde fiel. Darauf weisen sowohl die Zusammensetzung der Klingen hin, als auch Verweise auf Meteoriten in der dortigen Myologie.
Als Rohstoffe für das Schmieden von Damaszenerstahl dienen verschiedene Eisen- und Stahlsorten. Gerade der Verbund aus unterschiedlichen Stählen ist der Schlüssel für die gewünschten Eigenschaften des Endergebnisses.
Ein kritischer Wert für die Herstellung ist der Kohlenstoffanteil des Stahls. Klingen aus Stahl sollten einen Anteil von 1,2 Massenprozent Kohlenstoff besitzen.
Stahl kann mit bis zu zwei Massenprozent Kohlenstoff legiert werden. Enthält der Stoff einen höheren Kohlenstoffanteil, dann handelt es sich um Gusseisen.
Neben Kohlenstoff, kann Damaststahl auch mit Silizium, Nickel und Mangan legiert werden.
Die Erzeugung von Eisen selbst war bis weit ins Mittelalter hinein nur mit einem Rennofen möglich. Dieser lieferte relativ unreines Eisen, das anschließend weiter gereinigt werde musste. Die Befreiung des Eisens von ungewünschten Fremdstoffen wird Raffination genannt.
Dort oben siehst Du einen solchen Rennofen. Er gleicht in gewisser Weise einem Schornstein. Ein Rennofen wird mit Holzkohle oder Torf befeuert und erreicht Temperaturen um 1300° Celsius. Seine Belüftungsöffnungen können mit einem Blasebalg bedient werden.
Zwischen den Schichten aus Kohle wird das Eisenerz im Schacht platziert. Das Eisen selbst schmilz nicht, denn dafür reicht die Temperatur des Rennofens in der Regel nicht aus. Aber es wird im Ofen reduziert und die ungewollte Schlacke läuft nach unten hin ab.
Rennöfen sind schon seit etwa 700 Jahren vor Christus im Einsatz und rund zwei Meter in der Höhe messen. Sie sind – was die Eisenausbeute betrifft – eher ineffizient. In modernen Öfen muss wesentlich weniger Kohle verwendet werden, um die gleiche Menge Eisen zu erhalten; den Rohstoff für Damaszenerstahl.
Das Schmieden von Eisen ist generell eine herausfordernde Arbeit. Einerseits ist sie körperlich sehr anstrengend, andererseits herrschen in einer Schmiede hohe Temperaturen. Heute sind die Arbeitsbedingungen natürlich wesentlich angenehmer, als noch in grauer Vorzeit. Dennoch ist Schmied ein Beruf, der noch immer körperliche Fitness und fundierte Sachkenntnisse erfordert.
Das Schmieden von Damast ist eine schwierige Disziplin. Dabei gilt es viele Dinge zu beachten und der Herstellungsprozess ist insgesamt aufwendig und langwierig. Doch die Ergebnisse sprechen für sich und so ist dieser Stahl zurecht sehr begehrt.
Härte ist ganz offensichtlich ein wünschenswertes Attribut, wenn es um die Fertigung von Klingen geht. Wobei hier der goldene Mittelweg angestrebt wird; Also nicht zu hart, aber auch nicht zu weich.
Die Härtung von Stahl beruht im Wesentlichen auf der schockartigen Abkühlung. In der Praxis bedeutet es, dass der glühende Block schnell aus dem Schmiedefeuer genommen und anschließend in Öl oder Wasser getaucht wird.
Dieses Verfahren ist bei Stahl wirksam, der einen Kohlenstoffanteil von mehr als 0,2 Massenprozent besitzt.
Neben der Härtung durch Abkühlung, kann die gewünschte Härte auch durch einen höheren Kohlenstoffanteil erreicht werden.
Die wahre Stärke von Damast besteht in seiner Vielseitigkeit. Der Stahl ist flexibel und gleichzeitig sehr hart. Beide Eigenschaften in einem Material zu bündeln ist in der Klingenproduktion ein hohes Ziel. Dieses Ziel ergibt sich aus dem Problem um zu weichen oder zu harten Stahl:
Angenommen wir wollen eine möglichst leistungsfähige Klinge produzieren. Zu den Zeiten, als noch mit Schwertern gekämpft wurde, konnten die Fähigkeiten des Schmieds über Leben und Tod entscheiden. Deshalb sollte die Klinge selbstverständlich sehr scharf sein. Doch um eine sehr scharfe Klinge zu erhalten, muss mit hartem Stahl gearbeitet werden, der sich gut schärfen lässt. Allerdings ist der harte Stahl spröder. Das bedeutet, bei dass ein daraus gemachtes Schwert im Kampf leichter bricht.
Damit eine Klinge nicht zu spröde wird, sollte lieber ein weicherer Stahl verwendet werden. Daraus entstehen Klingen, die flexibler sind und kaum noch zerbrechen. Jedoch büßt ein weicher Stahl an schärfe ein. Daraus entsteht die Herausforderung, den exakt richtigen Härtegrad des Stahls – je nach Anwendungsgebiet – zu wählen.
Damast löst dieses Problem, in dem es weichen und harten Stahl kombiniert. Bei der Herstellung von Damaszenerstahl werden harte und weiche Stähle in vielen Lagen aufeinandergelegt und durch das Feuerschweißen verbunden.
Die aufeinandergelegten Stähle werden erhitzt und anschließend mit Hammer oder Walze geplättet. Daraufhin wird diese Platte mittig zerschnitten und gefaltet. Das kannst Du Dir vorstellen, als würdest du ein Stück Papier wieder und wieder falten. Dabei verdoppelt sich die Anzahl der Lagen bei jeder Faltung. Die Zahl der Lagen ist letztendlich auch ein Indiz für die Qualität des Damaszenerstahls.
In Verbindung mit zwei weiteren Fertigungstechniken – dem Frischen und dem Aufkohlen – ist das Feuerschweißen der entscheidende Schritt bei der Produktion von Damast.
Das Frischen und Aufkohlen sind Techniken, um den Kohlenstoffanteil des Stahls zu senken (Frischen) oder zu erhöhen (Aufkohlen).
Das Feuerschweißen selbst war ursprünglich nicht zum Verbinden von verschiedenen Stählen gedacht. Vielmehr war es Mittel zum Zweck, um unreines Eisen zu homogenisieren. Das wiederholte Plätten und Falten trieb Fremdstoffe aus und sorgte dafür, dass sie sich gleichmäßiger im Eisen verteilen. Moderne Stähle sind so rein, dass diese Raffination durch Feuerschweißen nicht notwendig ist. Deshalb verschob sich der primäre Zweck des Feuerschweißens von der Raffination (also der Bereinigung) zum Kombinieren von Stählen.
In einer modernen Schmiede werden wenige Lagen Stahl mit herkömmlichen Elektroschweißgeräten zu einem Block verbunden, der dann wiederholt stark erhitzt, geplättet, gefaltet und durch das Feuerschweißen erneut verbunden wird.
Kritisch bei dem Prozess ist immer die Temperatur. Der Stahl kann natürlich erst ab einer gewissen Temperatur mit Schmiedehämmern und Walzen bearbeitet werden. Gleichzeitig darf er nie zu heiß werden, denn dann verbrennt der im Stahl eingeschlossene Kohlenstoff. Der schmale Temperaturkorridor macht die Schmiedekunst sehr anspruchsvoll und erfordert – insbesondere beim Feuerschweißen – eine geübten Hand. Darüber hinaus muss die Bearbeitung ausßerhalb des Schmiedefeuers rasch ablaufen, um die Temperatur nicht zu sehr abfallen zu lassen.
Ein weiteres Risiko beim Feuerschweißen besteht in der Oxidation. Der wird entgegengewirkt, indem Quarzsand auf den Stahlblock gegeben wird, sobald dieser anfängt Funken zu schlagen:
Die Funken sind ein Indiz für verbrennenden Kohlenstoff.
Der Sand schmilzt und umhüllt den Block. Diese Schutzschicht schirmt den Block von direktem Kontakt mit dem Sauerstoff in der Umgebungsluft ab.
Das Geheimnis der charakteristischen Maserung liegt in den Lagen verborgen. Die wieder und wieder gefalteten Schichten aus unterschiedlichen Stählen werden sichtbar, wenn die Klinge nach dem Schmieden sorgsam poliert wird. Auch werden die Damastklingen häufig mit Säure behandelt, auf welche die einzelnen Lagen jeweils anders reagieren. Auf diese Weise tritt das bekannte Muster hervor, in dem die einzelnen Lagen zu sehen sind.
Jede Klinge besitzt ihr eigenes, individuelles Muster und ist ein Unikat.
Desweiteren können die Muster – je nach Bearbeitung der Stähle – nochmals anders ausfallen. Zum Beispiel wenn der Block, bestehend aus den einzelnen Lagen, auf spezielle Art gefaltet oder in sich verdreht wird.
Wertiger Damast besitzt viele Lagen. Mit mehr Lagen geht eine längere Arbeitszeit einher, weshalb Klingen aus Damaszener mit vielen Lagen entsprechend teurer sind. Ein Indiz für die Anzahl der Lagen ist das Muster des Stahls; Je feiner die Linien, desto mehr Lagen besitzt die Klinge.
Ein guter Richtwert für qualitativ hochwertigen Damast sind 200 Lagen aufwärts. Nach oben gibt es da kaum Grenzen. Es gibt Damastmesser, die weit über 1000 Lagen besitzen.
Beim Kauf solltest Du darauf achten, dass die Maserung beständig ist. Einige Hersteller drucken sie lediglich auf, bringen sie mit Lasern ein oder adaptieren sie auf andere Weise, um vom guten Ruf des Damaststahls zu profitieren. Künstliche Maserungen überleben die das Schärfen oder Polieren der Klingen kaum.
Wie auch jedes andere wertvolle Schneidinstrument, sollte ein Damastmesser nicht in die Spülmaschine gegeben werden. Die Chemikalien der Spülmittel und das heiße Wasser greifen den Stahl an.
Ein Damastmesser kannst Du lieber per Hand spülen.
Um den Stahl und den Griff zusätzlich zu schützen, bietet es sich an, das Messer direkt nach dem Spülen vollständig abzutrocknen.
Für die Aufbewahrung des Messers empfiehlt sich ein Messerblock oder eine passende Messerscheide. Einige Hersteller liefern zusammen mit dem Messer zum Beispiel eine Aufbewahrungsbox oder Messerscheide mit.
Wird das Messer länger nicht verwendet, dann kannst Du die Klinge und den Griff mit einem entsprechenden Öl pflegen und geschmeidig halten.
Damast ist ein für die Klingenproduktion höchst geeignetes Material und bringt viele Vorteile mit sich. Der Kragenweite von Damastmessern wird nur Weniges gerecht.
Aus meiner Sicht gibt es trotzdem eine interessante Alternative: Das Keramikmesser * . Es ist leicht, scharf, besonders gut für Allergiker geeignet und bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Weitere Beiträge
Aufschnittmesser
Brötchen halbieren, Butter streichen und Käse schneiden; Mit einem Aufschnittmesser geht all das.
Tomatenmesser
Was das Tomatenmesser kann, weshalb es sich so gut für Tomaten eignet und wie Du es benutzt.
Officemesser
Ein Officemesser ist ein praktisches Messer mit kurzer Klinge. Wozu Du es verwendest und woran Du es erkennen kannst, das erfährst Du hier!
Schälmesser
Schälmesser ist nicht gleich Schälmesser: Es gibt verschiedene Ausführungen und jede hat ihren eigenen Verwendungszweck.
Käsemesser im Vergleich: Was ein gutes Käsemesser ausmacht!
Du Fragst Dich welches Käsemesser das beste für Dich ist? Das hängt auch von der Käsesorte ab. Hier wird’s erklärt!
Brotmesser
Was macht ein tolles Brotmesser aus? Welcher Schliff und welches Material sollten es am besten sein? Hier wird’s erklärt!
Ausbeinmesser
Das Ausbeinmesser richtig zu verwenden ist eine Kunst für sich. Wie du Dabei vorgehst und woran Du ein Ausbeinmesser erkennst, das erfährst Du hier.
Messer aus Dreilagenstahl
Dreilagenstahl eignet sich für Messer hervorragend: Mit ihm lassen sich scharfe Messer schmieden, die länger halten!
Sashimi- & Filetiermesser
Eigenschaften des Sashimis und dessen Einsatzgebiete: Deshalb wird Sushi gerne mit einem Sashimi zubereitet.
Hocho Messer
Hocho Messer: Was können sie und welches Hocho dient welchem Zweck? Außerdem: Warum sind japanische Messer so beliebt?
Lachsmesser
Wie Du ein Lachsmesser benutzt, woran Du ein Lachsmesser erkennen kannst und worauf Beim Kauf geachtet werden sollte.
Wiegemesser & Kräutermesser
Braucht Deine Küche ein Wiegemesser oder ein Kräutermesser? Hier siehst Du die Vor- und Nachteile beider Messer auf einen Blick!
Carbonstahlmesser
Carbonstahlmesser sind sehr scharf, schlagfest und hochwertig. Welche Vorteile sie noch haben und wie Du Carbonmesser pflegen kannst, das erfährst Du hier!
Santoku- & Kochmesser
Santokumesser sind beliebt wie nie! Was können sie besonders gut und wo liegen die Schwächen? Das klären wir hier!
Keramikmesser
Ob und welche Keramikmesser etwas für Deine Küche sein könnten: Vor- und Nachteile von Schneidwerkzeugen aus Keramik.
Messer-Arten & Aufbau
Liste der Küchenmesser: Wie sind Messer aufgebaut? Welche Arten von Messern es gibt und wo setzt Du welches am besten ein?